Mittwoch, 30. Mai 2007

Vögel der Urzeit



Auszug aus dem inzwischen vergriffenen Taschenbuch "Rekorde der Urzeit" von Ernst Probst

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Die ältesten, meisten und schönsten Urvögel kamen im Gebiet von Solnhofen und Eichstätt in Bayern zum Vorschein. In dieser Gegend wurden bisher eine Feder und neun mehr oder minder gut erhaltene Skelette von Urvögeln der Gattung Archaeopteryx entdeckt. Diese Vogelvorfahren hatten Merkmale von Vögeln (Federn) und von Reptilien (reptilienähnliches Gehirn, Zähne im Kiefer, Krallen an den ersten drei Fingern und einen aus Wirbeln aufgebauten Schwanz). Der erste Urvogel wurde 1855 in einem Steinbruch bei Jachenhausen unweit von Riedenburg entdeckt, jedoch zunächst als Flugsaurier verkannt und erst 1972 als Urvogel identifiziert. Weitere Funde von Urvögeln glückten 1861 auf der Langenaltheimer Haardt in der Nähe von Solnhofen, 1876 auf dem Blumenberg bei Eichstätt, 1951 auf der Petershöhe bei Workerszell, 1956 in der Langenaltheimer Haardt und im vorläufig letzten Fall, der erst 1987 bekannt wurde, aus einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt und Fundort. Die Feder wurde 1860 im Gemeindesteinbruch von Solnhofen geborgen. Von ihr wird je eine Hälfte in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie in München und eine im Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin aufbewahrt. Die bayerischen Urvögel lebten in der Jurazeit vor etwa 150 Millionen Jahren. Sie flatterten noch recht unbeholfen von höheren Standorten aus zu Boden, da sie noch kein knöchernes Brustbein besaßen und deshalb wenig Ansatzflächen für die Flugmuskulatur boten.
HINWEIS: Nach dem Erscheinen von "Rekorde der Urzeit" wurden weitere Urvögel entdeckt, siehe http://www.urvogelarchaeopteryx.de.vu

Die ältesten nicht nur als Abdrücke erhaltenen Vogelfedern wurden in einem mehr als 120 Millionen Jahre alten kreidezeitlichen Bernsteinstück aus dem Libanon entdeckt. Sie sind etwa 30 Jahrmillionen jünger als die Federabdrücke der versteinerten Urvögel aus Bayern. Dieser Prachtfund wird im Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart aufbewahrt, das eine wertvolle Bernsteinsammlung besitzt.

Die ältesten flugunfähigen Vögel sind aus der Kreidezeit vor etwa 85 Millionen Jahren bekannt. Zu ihnen zählt beispielsweise der etwa 1 Meter lange pinguinähnliche Hesperornis – zu deutsch „Vogel des Westens“ – aus Nordamerika. Seine Flügel waren verkümmert.

Als der älteste und größte Laufvogel Europas gilt der 2 Meter große Gastornis, der im Paläozän vor etwa 60 Millionen Jahren in Frankreich lebte. Er hatte einen großen Schädel, ein kleines Flügelskelett und riesenhafte Füße.

Der größte Laufvogel Deutschlands existierte im Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren. Er war knapp 2 Meter hoch und wird Diatryma (Bild oben) genannt. Reste von diesem räuberischen Vogel, der selbst kleine Säugetiere nicht verschmähte, wurden im Geiseltal bei Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) und in der Grube Messel bei Darmstadt (Hessen) geborgen. Diatryma ist auch aus Nordamerika bekannt.

Der größte flugfähige Vogel dürfte der mit den Geiern verwandte Argentavis magnificens aus Argentinien gewesen sein, der dort im Miozän vor etwa 8 bis 5 Millionen Jahren heimisch war. Seine Flügelspannweite betrug etwa 7,20 Meter. Er war doppelt so groß wie der heutige Andenkondor, der mit einer Flügelspannweite von 3,30 Metern als der größte fliegende Vogel der Gegenwart gilt.

Die größten Strauße lebten vor mehr als 2000 Jahren in Neuseeland. Der dort vorkommende Moa (Dinornis maximus) war bis zu 3,60 Meter groß.

Als schwerster Vogel gilt der Madagaskarstrauß (Aepyornis maximus), der noch vor etwa 2000 Jahren auf Madagaskar existierte. Er dürfte das Vorbild für die Legende vom sagenhaften „Vogel Rock“ gewesen sein, der angeblich sogar Elefanten ergreifen und mit ihnen davonfliegen konnte. Das Gewicht des Madagaskarstraußes wird auf etwa 450 Kilogramm geschätzt.

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