Montag, 4. Juni 2007
Säugetiere der Urzeit
Video "Tiere der Urzeit" von Youtube
Wiesbaden (fossilien-welt) - Seit wann existieren Säugetiere auf der Erde? Wann lebten die frühesten Halbaffen? Wie heißen die frühesten Pferde? Gab es auch in Deutschland Menschenaffen? Waren die Mammute die größten Rüsseltiere? Antwort auf diese und viele andere Fragen gibt das Taschenbuch "Rekorde der Urzeit" des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst. Nachfolgend eine Leseprobe aus diesem Buch:
Zu den ersten Säugetieren gegen Ende der Triaszeit vor mehr als 205 Millionen Jahren, die Insekten verzehrten, gehören die Gattungen Morganucodon, Eozostrodon und Kuehneotherium. Der Gattungsname Kuehneotherium erinnert an den deutschen Paläontologen Walter Georg Kühne.
Die ältesten Halbaffen Deutschlands wurden in Walbeck, etwa 8 Kilometer nordöstlich von Helmstedt entfernt, gefunden. Zu ihnen gehörten der katzengroße Plesiadapis walbeckensis und der eichhörnchengroße Saxonella crepaturae, die im Paläozän vor etwa 60 Millionen Jahren lebten. Letzteres ist der älteste Abschnitt der Erdneuzeit. Halbaffen sind weniger entwickelt als die zeitlich später auftretenden Affen und Menschenaffen. Sie hatten beispielsweise ein kleineres Gehirn und schlechtere Augen, dafür jedoch noch einen besseren Riechsinn.
Das größte Säugetier im Paläozan vor etwa 65 bis 53 Millionen Jahren war das Uintatherium, das nach Skelettresten aus den Uinta-Bergen in Utah (USA) benannt wurde. Dieses so genannte „Ungeheuer von Uinta“ hatte eine Schulterhöhe von 2 Meter und eine Länge von 4 Meter. Auf seinem massigen Schädel trug es sechs Hörner, die ihm ein bizarres Aussehen verliehen. Zwei Hörner standen auf der Stirn, zwei über den Augen und zwei auf dem Maul. Der Körper dieses Tieres ähnelte dem eines Nashorns.
Die ersten Pelzflatterer segelten im Paläozän vor etwa 60 Millionen Jahren mit Hilfe von seitlich ausgespannten Flughäuten von Baum zu Baum. Der Pelzflatterer Planetetherium aus Nordamerika war 25 Zentimeter lang. Er trug kammartig gezackte Schneidezähne, von denen jeder etwa fünf Spitzen hatte.
Stimme eines Wals
Die ältesten Wale stammen von raubtierähnlichen, an Land lebenden Säugetieren ab, die das Wasser als neuen Lebensraum erkoren hatten. Aus Pakistan kennt man den etwa 50 Millionen Jahre alten Schädelrest einer Übergangsform namens Pakicetus, die sich teilweise an Land und im Wasser aufgehalten hat. Die ältesten Skelettreste von Walen in Deutschland sind in etwa 40 Millionen Jahre alten Schichten aus dem Eozän von Helmstedt (Niedersachsen) geborgen worden.
Die ältesten Pferde lebten im Eozän vor mehr als 50 Millionen Jahren in Nordamerika und Europa. Die in Amerika beheimatete Form wird Eohippus („Pferd der Morgenröte“) genannt, diejenige aus Europa dagegen Hyracotherium. Heute weiß man, dass beide identisch sind, benutzt jedoch dessen ungeachtet weiterhin beide Begriffe. Eohippus und Hyracotherium waren kaum größer als heutige Füchse. Ihre Beine hatten noch keine Hufe, sondern Pfoten. An den vorderen Pfoten gab es vier und an den hinteren drei Zehen. Damit konnten diese Pferdeahnen rasch auf sumpfigen Urwaldböden laufen. Die damaligen Urpferde fraßen Blätter und Kräuter, Gras gab es noch nicht.
Der erste Säugetierfund aus der Grube Messel bei Darmstadt in Hessen war ein Kiefer des Urhuftiers Kopidodon macrognathus, das im Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren lebte. Dieses Fossil wurde 1902 als Rest eines Affen fehlgedeutet, 1932 einem Urraubtier zugeschrieben und erst 1969 richtig als Urhuftier erkannt. Kopidodon trug im Ober- und Unterkiefer furchterregende Eckzähne, woran sein Gattungsname erinnert. Kopidodon heißt nämlich zu deutsch „Säbelzahn“. Spätere Funde von komplett erhaltenen Skeletten zeigten, dass Kopidodon etwa 90 Zentimeter lang wurde.
Die am besten erhaltenen Fledermäuse aus dem Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren wurden in der Grube Messel entdeckt. Im Mageninhalt der Fledermausart Palaeochiropteryx tupaiodon hat man sogar Reste von nachtaktiven Schmetterlingen nachgewiesen. Diese Jagdbeute sowie die kleinen Augen und der den heutigen Fledermäusen entsprechende Flugapparat deuten darauf hin, dass die Messeler Fledermäuse zum Beutefang bereits ein akustisches Ortungssystem mit Ultraschall besaßen.
Die ersten auf zwei Beinen laufenden Säugetiere wurden in der Grube Messel nachgewiesen. Dabei handelt es sich um die Insektenfresserarten Leptictidium auderiense, Leptictidium nasutum und Leptictidium tobieni, die im Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren lebten. Ihre Hinterbeine waren länger als die Vorderbeine, mit denen sie ihre Nahrung greifen konnten.
Der kleinste Halbaffe aus der Urzeit dürfte der kaum mausgroße Nannopithex gewesen sein, der im Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren in der Gegend des heutigen Geiseltals bei Halle/Saale in Sachsen-Anhalt auf Bäumen lebte. Er hatte scharfe Augen, ein sicheres Gleichgewichtsgefühl sowie Hände und Füße, die gut Zweige und dünne Äste umfassen konnten.
Der erste und einzige Ameisenbär aus Europa wurde von dem Fossiliensammler Gerhard Jores aus Darmstadt in der Grube Messel ausgegraben. Ihm zu Ehren erhielt dieses vom Kopf bis zur Schwanzspitze 86 Zentimeter lange Tier den wissenschaftlichen Namen Eurotamandua joresi. Der Messeler Ameisenbär lebte im Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren. Er ähnelt der heutigen Gattung Tamandua, die teilweise auf Bäumen und auf dem Erdboden lebt.
Die ältesten Schuppentiere wurden in der Grube Messel entdeckt. Dabei handelt es sich um Funde von Fossiliensammlern. Nach einem von ihnen, nämlich Rudolf Wald aus Frankfurt, hat man die Messeler Schuppentiere als Eomanis waldi bezeichnet. Diese Tiere existierten im Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren und wurden etwa einen halben Meter lang.
Als frühester Vorfahre der Igel wird der in der Grube Messel nachgewiesene „Schuppenschwanz“ (Pholidocercus hassiacus) betrachtet. Er lebte im Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren. Das Tier wurde maximal 35 Zentimeter lang, Kopf und Rumpf waren etwa 20 Zentimeter lang. Auf den Schwanz entfielen bis zu 15 Zentimeter. Der Schwanz steckte in einer Röhre von Knochenschuppen, die mit Hornschuppen bedeckt war, worauf der Name „Schuppenschwanz“ beruht. Auf der Stirn hatte dieses Tier eine Hornplatte. Der Rücken war durch abspreizbare Haare geschützt. Mit den langen gespaltenen Krallengliedern hat Pholidocercus im Laub des Waldbodens nach Pflanzen und Insekten gegraben.
Stimme eines Tapirs
Die ersten Tapire in Deutschland sind aus dem Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren nachweisbar. Als größte im Geiseltal bei Halle/Saale vertretene Gattung gilt das bis zu 2,50 Meter lange und 1 Meter hohe Lophiodon. Im hessischen Messel existierte der kleinere Tapir Hyrachius minimus mit einer Schulterhöhe von 60 Zentimeter.
Die längste Säbelzahnkatze erschien im Eozän vor weniger als 40 Millionen Jahren in Europa und gelangte einige Jahrmillionen später im Oligozän über die Bering-Landbrücke im heutigen Bering-Meer nach Nordamerika. Diese Eusmilus genannte Säbelzahnkatze erreichte wie ein heutiger Leopard eine Gesamtlänge von etwa 2,50 Meter. Ihr Kiefergelenk war so gebaut, dass das Tier das Maul besonders weit aufreißen konnte.
Als größtes fleischfressendes Landsäugetier gilt die 4 Meter lange Gattung Andrewsarchus aus Asien im Eozän vor weniger als 40 Millionen Jahren. Allein der Schädel war fast 1 Meter lang. Andrewsarchus war vermutlich ein Aasfresser.
Die ersten Kamele der Gattung Protylopus im Eozän vor weniger als 40 Millionen Jahren waren nur so groß wie Kaninchen. Sie erreichten maximal eine Gesamtlänge von 50 Zentimetern. Diese Tiere kamen in Nordamerika vor, wo sie sich von weichem Laub ernährten.
Als erstes krallenfüßiges „Huftier“ wird das im Eozän vor weniger als 40 Millionen Jahren in Nordamerika und Asien heimische Eomoropus angesehen. Es hatte einen pferdeartigen Kopf und Körper, statt Hufen jedoch lange Krallen an den Beinen. Es lebte im Wald und fraß Laubblätter. Krallenfüßige „Huftiere“ lebten vor etwa 12 Millionen Jahren im Miozän auch in Mitteleuropa. Die in Deutschland vorkommende Art Chalicotherium goldfussi war bei aufgerichteter Körperhaltung fast 3 Meter hoch. Tiere dieser Spezies konnten mit der hakenförmigen Hand Äste herunterziehen und so an die Blätter in höheren Regionen gelangen. Die meisten krallenfüßigen „Huftiere“ sind in einer Felsspalte bei Neudorf an der March in der Tschechoslowakei entdeckt worden. Dort fand man Reste von fast 60 Exemplaren.
Die ersten Bärenhunde – eine Mischung aus Bär und Hund – erschienen im Eozän vor weniger als 40 Millionen Jahren in Europa. Einer ihrer frühesten Vertreter war die Gattung Pseudocyonopsis. Diese Tiere fraßen Fleisch von Beutetieren, aber auch Früchte.
Die ältesten Seekühe Deutschlands schwammen im Oligozän vor etwa 30 Millionen Jahren im Meer. Besonders prächtige Funde wurden in Rheinhessen (Rheinland-Pfalz) entdeckt. Sie stammen von Seekühen der Gattung Halitherium. Letztere ist auch aus der Niederrheinischen Bucht und der Leipziger Bucht bekannt.
Die ersten Hirsche sind im Oligozän vor mehr als 30 Millionen Jahren in Asien aufgetaucht. Der frühe Hirsch Eumeryx trug auf seinem langen und niedrigen Schädel noch kein Geweih. Die männlichen Tiere hatten dolchartige Eckzähne im Oberkiefer wie das heutige Wassermoschustier.
Das größte Landsäugetier war das 6 Meter hohe, 9 Meter lange und 30 Tonnen schwere homlose Nashorn Baluchitherium. Es lebte im Oligozän vor mehr als 25 Millionen Jahren in Asien – unter anderem in Baluchistan (Pakistan). Dieser Gigant hatte einen fast 1,50 Meter langen Schädel und einen 2,50 Meter langen Hals. Vom Aussehen her wirkte dieses Tier eher wie ein riesiges Pferd als wie ein Nashorn. Das Baluchitherium äste Laub von den Bäumen. Ähnlich sah das etwa zur selben Zeit in Europa vorkommende Indricotherium aus.
Die ersten Affen sind im Oligozän vor mehr als 25 Millionen Jahren in Afrika erschienen. Einer von ihnen ist der damals in Ägypten heimische schwanzlose Aegyptopithecus zeuxis. Er war so groß wie ein Gibbon und hangelte sich mit seinen Armen im Geäst von Bäumen. Dieser frühe Affe gilt als möglicherweise letzter gemeinsamer Ahne von Menschenaffen und Menschen.
Der älteste Hase Europas, Shamolagos franconicus genannt, ist in Möhren bei Treuchtlingen in Mittelfranken (Bayern) entdeckt worden. Er existierte im Oligozän vor mehr als 25 Millionen Jahren. Seine niedrigkronigen Zähne zeigen, dass er weniger harte Pflanzennahrung als heutige Hasen fraß.
Das älteste Flughörnchen Europas wurde in Möhren bei Treuchtlingen nachgewiesen. Der Fund stammt aus einer mehr als 25 Millionen Jahre alten Spaltenfüllung aus dem Oligozän und wird Oligopetes genannt. Flughörnchen sind nachts aktiv und können mit Hilfe von zwischen den Vorder- und Hinterbeinen gespannten Flughäuten kurze Strecken segeln, nachdem sie von einem Baum gesprungen sind.
Die ältesten Rüsseltiere sind die so genannten „Hauer-Elefanten“ oder Dinotherien (auch Deinotherien genannt). Der Name „Hauer-Elefant“ bezieht sich auf die kräftigen Stoßzähne im Unterkiefer, die nach unten und hinten gekrümmt waren. Der wissenschaftliche Name Dinotherium (oder Deinotherium heißt zu deutsch „Schreckenstier“. Die älteste Art dieser Rüsseltiere war das im Miozän vor etwa 22 Millionen Jahren existierende Dinotherium bavaricum, das nicht nur – wie man wegen seines Artnamens meinen könnte – in Bayern, sondern auch in anderen Teilen Mitteleuropas sowie in Afrika und Vorderasien verbreitet gewesen ist.
Der älteste Otter war der im Miozän vor etwa 20 Millionen Jahren in Europa heimische Potamotherium. Fossilien dieses maximal 1,50 Meter langen Tieres wurden in Frankreich und Deutschland gefunden. Potamotherium gilt wegen seines stromlinienförmigen Körpers und der biegsamen Wirbelsäule als guter Schwimmer.
Die ersten Menschenaffen erschienen im Miozän vor etwa 20 Millionen Jahren in Afrika. Zu den frühesten Formen in Afrika gehört der Menschenaffe Proconsul, der als Vorfahre des Gorillas diskutiert wird. Er ging meistens auf vier Beinen, konnte sich aber kurzfristig auch auf zwei Beinen fortbewegen. In Asien gelten die ab etwa 15 Millionen Jahren nachweisbaren Gattungen Sivapithecus und Ramapithecus als früheste Menschenaffen. Ramapithecus wurde früher wegen seines menschenähnlichen Gebisses als Stammvater der Menschenartigen angesehen. Später erkannte man, dass er mehr mit dem Orang-Utan verwandt ist als mit Menschen. Die Menschenaffen sind höher entwickelt als Halbaffen und Affen. Sie haben beispielsweise ein größeres Gehirn und ein haarloses Gesicht, mit dem sie ihre augenblickliche Stimmung ausdrücken können.
Die ersten Bären der Gattung Ursavus aus dem Miozän vor etwa 20 Millionen Jahren hatten nur die Größe heutiger Wölfe.
Das kleinste Wildschwein lebte im Miozän vor etwa 20 Millionen Jahren in den Sumpfwäldern Europas. Die ausgewachsenen Exemplare dieser Gattung, die Choeritherium oder Taucanamo genannt wird, erreichten nur die Größe heutiger Ferkel.
Die kleinsten Nashörner trabten im Miozän vor etwa 20 Millionen Jahren in Europa. Sie waren nur 85 Zentimeter groß, wie ein bereits 1911 in Budenheim bei Mainz entdecktes Skelett zeigt. Der Fund heißt Dicerorhinus tagicus moguntianus. Dieses hornlose Nashorn gilt als Vorläufer des heutigen Sumatra-Nashoms (Dicerorhinus sumatraensis), das eine Schulterhöhe von maximal 1,50 Meter erreicht.
Als das erste Gras fressende Urpferd gilt das schafgroße, etwa 1 Meter hohe Merychippus aus Nordamerika, das im Miozän vor etwa 20 Millionen Jahren existierte. Die Umstellung von der weichen Blätternahrung zur harten Grasnahrung ließ sich am Bau der Zähne feststellen. Das hochkronige Gebiss von Merychippus eignete sich besser für den Verzehr von zähen Gräsern als die niedrigkronigen Zähne seiner Vorgänger. Gras ist nämlich durch Kieselsäureeinlagerungen härter als Laub und nutzt die Zähne stärker ab. Merychippus hatte einen längeren Hals als seine Vorfahren. Seine Füße hatten drei Zehen, das Körpergewicht lastete jedoch nur jeweils auf der mittleren. Die beiden seitlichen Zehen reichten nicht mehr bis zum Erdboden.
Der älteste Menschenaffenfund aus Deutschland wurde 1898 aus rund 15 Millionen Jahre alten Ablagerungen von Stätzling bei Augsburg in Bayern gemeldet. Dort hatte man einen Unterkieferrest des gibbongroßen Menschenaffen Pliopithecus antiquus entdeckt.
Die ältesten Verwandten von Giraffen kamen im Miozän vor etwa 15 Millionen Jahren in Deutschland vor. Dieses Palaeomeryx genannte Tier hatte etwa die Größe von heutigen Rothirschen. An Skelettresten dieser Tierart aus China ist ersichtlich, dass die männlichen Exemplare von Paleomeryx auf dem Schädel knöcherne Fortsätze trugen. Palaeomeryx hielt sich im Wald auf und ernährte sich dort von Blättern.
Der jüngste Fund einer Beutelratte in Europa stammt aus dem Miozän vor etwa 13 Millionen Jahren und gelang in Oggendorf bei Augsburg in Bayern. Es handelte sich um einen Backenzahn. Heute kommen Beutelratten nur noch in Amerika, Australien und auf benachbarten Inseln vor.
Der historisch erste Fund eines fossilen Menschenaffen glückte 1820 bei Eppelsheim in Rheinland-Pfalz. Damals wurde der etwa 28 Zentimeter lange Oberschenkelknochen des Menschenaffen Dryopithecus fontani entdeckt. Er lebte im Miozän vor etwa 12 Millionen Jahren am Urrhein und erreichte bei aufgerichteter Körperhaltung eine Höhe von etwa 1,20 Meter.
Das größte Kamel existierte im Pliozän vor weniger als 5,3 Millionen Jahren in Nordamerika. Es hatte eine Schulterhöhe von etwa 3,50 Meter und wird Titanotylopus genannt. Vielleicht trug dieses Riesenkamel noch keinen Fetthöcker. Letzterer ist eine Anpassung an die Nahrungsmittel- und Wasserknappheit in besonders trockenen Lebensräumen.
Stimme eines Flussperdes
Die ältesten Reste von Flusspferden in Deutschland wurden in mindestens 1,2 Millionen Jahre alten Schichten der Werra bei Untermaßfeld (Thüringen) entdeckt. Sie stammen aus einem klimatisch milden Abschnitt des Eiszeitalters, der nach einem holländischen Fluss als Waal-Warmzeit bezeichnet wird. Geologisch jünger sind die Flusspferdreste aus dem Rhein. Sie werden in die Zeit vor mehr als 500000 Jahren datiert. Die letzten Flusspferde im Rhein gab es vor etwa 120000 Jahren.
Der älteste Fund von einem Geparden in Deutschland glückte bei Untermaßfeld in Thüringen. Es handelt sich um den mindestens 1,2 Millionen Jahre alten Schädel der Art Acinonyx pardinensis aus der Waal-Warmzeit. Er kam in Ablagerungen der Werra zum Vorschein.
Die ältesten und größten Löwen Deutschlands jagten während der Cromer-Warmzeit vor mehr als 500000 Jahren bei Wiesbaden in Hessen und bei Heidelberg in Baden-Württemberg. Die Cromer-Warmzeit ist nach einem englischen Fundort benannt. Die Löwen aus der Wiesbadener und Heidelberger Gegend waren fast so lang wie die größten Löwen der Erdgeschichte in Kalifornien vor mehr als 12000 Jahren, die eine Rekordlänge von maximal 3,60 Meter erreichten. Der wissenschaftliche Name der vor über einer halben Million Jahren in Deutschland lebenden Löwen lautet Panthera leo fossilis. Skelettreste dieser Raubkatzen werden im Naturhistorischen Museum Mainz und im Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Heidelberg aufbewahrt. Zeitgenossen jener Löwen waren unter anderem Säbelzahnkatzen, Jaguare und Geparden.
Die größten eiszeitlichen Säbelzahnkatzen Europas existierten vor mehr als 500000 Jahren in einem klimatisch milden Abschnitt des Eiszeitalters. Ihre Art wird Homotherium crenatidens genannt. Sie war bis zu 1,90 Meter lang und 1 Meter hoch. Homotherium crenatidens hatte einen großen und schweren Kopf, zwei mehr als fingerlange Reißzähne im Oberkiefer, einen gedrungenen Körper und kräftige Beine.
Die größten und schwersten Geparden streiften im Eiszeitalter vor mehr als 500000 Jahren durch Europa. Nach ihren Skelettresten zu schließen, waren diese Raubkatzen der Art Acinonyx pardinensis größer und schwerer als die heutigen asiatischen und afrikanischen Geparden, die einen 1,35 Meter langen Körper und einen bis zu 75 Zentimeter langen Schwanz haben.
Als einer der größten Wölfe gilt der im Eiszeitalter vor mehr als 500000 Jahren in Deutschland existierende Xenocyon. Skelettreste von ihm wurden in der Gegend von Wiesbaden in Hessen und von Würzburg in Bayern entdeckt.
Die größten Elefanten sind die Waldelefanten und Steppenelefanten im Eiszeitalter gewesen. Sie hatten eine Schulterhöhe von maximal 4,50 Meter. Die Laub fressenden Waldelefanten lebten in Warmzeiten des Eiszeitalters. Die Gräser, Moose und Flechten verzehrenden Steppenelefanten dagegen behaupteten sich in Kaltzeiten und hatten vermutlich ein Fell. Besonders große Bullen der Steppenelefanten trugen bis zu 4,50 Meter lange Stoßzähne.
Die ältesten Rehe in Mitteleuropa wurden 1956 nach Skelettresten aus Süßenborn bei Weimar in Thüringen beschrieben. Sie sind etwa 400000 Jahre alt und stammen aus einer Kaltzeit des Eiszeitalters.
Die ältesten Funde von Moschusochsen in Deutschland werden in die Mindel-Eiszeit vor etwa 400000 Jahren datiert und heißen Praeovibos schmidtgeni. Die Moschusochsen sind keine Rinder, sondern Wildschafe, die eine Höhe von maximal 1,40 Meter und eine Länge von 2,45 Meter erreichen. Im Winter hängen ihre langen Haare bis zum Boden.
Die ältesten Wasserbüffel Deutschlands haben in der Holstein-Warmzeit vor etwa 300000 Jahren gelebt. Diese Art wird nach dem Fundort Steinheim an der Murr in Baden-Württemberg Bubalus murrensis genannt. Auch in anderen Gegenden Deutschlands wurden Reste von Wasserbüffeln entdeckt, bei einigen von ihnen ist das geologische Alter jedoch umstritten. Sie können auch in der Eem-Warmzeit vor etwa 120000 Jahren gelebt haben.
Die meisten Löwenfunde in Europa stammen von eiszeitlichen Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea). Skelettreste dieser bis zu 2,30 Meter langen und 90 Zentimeter hohen Raubkatzen wurden in Frankreich, Deutschland, Holland, England, der Schweiz, Österreich und in der Tschechoslowakei häufig gefunden. Der Höhlenlöwe ist 1810 nach einem Schädelfund aus der Burggaillenreuther Zoolithenhöhle bei Muggendorf in Oberfranken (Bayern) erstmals beschrieben worden. In Mitteleuropa starben die Höhlenlöwen vor mehr als 12000 Jahren aus, auf dem Balkan behaupteten sie sich bis vor etwa 2000 Jahren. Höhlenlöwen sind auf eiszeitlichen Kunstwerken abgebildet.
Die kleinsten Elefanten in Mitteleuropa waren die eiszeitlichen Mammute. Die Art Mammuthus primigenius erreichte mit einer Schulterhöhe von etwa 3 Metern nicht einmal die Maße des heutigen Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana). Begriffe wie Mammutprogramm oder Mammutsitzung im Sinne von etwas besonders Großem sind also fehl am Platze. Die Mammute existierten vor etwa 250000 bis 12000 Jahren in Europa, aber auch in Asien, Amerika und Afrika. Sie sind durch ein dichtes Fell mit bis zu 35 Zentimeter langen Wollhaaren und darüber liegenden Deckhaaren gut gegen Kälte geschützt gewesen. Außerdem hatten sie eine 3 Zentimeter dicke Haut und eine dicke Fettschicht. Ihre Stoßzähne waren bis zu 4 Meter lang und wogen pro Exemplar 3 Zentner. Damit konnten sie den Schnee wegschaufeln, um an die darunter befindliche pflanzliche Nahrung zu gelangen. Über das Aussehen der Mammute weiß man gut Bescheid, weil in Sibirien und Alaska insgesamt mehr als 40 Kadaver im Dauerfrostboden geborgen wurden.
Die meisten Nashornfunde in Europa stammen vom eiszeitlichen Fellnashorn (Coelodonta antiquitatis), das sich zwischen etwa 250000 und 12000 Jahren behauptete. Dieses Tier war maximal 1,60 Meter hoch und etwa 3 Meter lang. Auf der Nase trug es ein bis zu 1 Meter langes Horn, das zweite auf der Stirn war etwas kürzer. Von Fellnashörnern konnten im Dauerfrostboden Sibiriens sogar Kadaver mit Fleisch, Haut und Haaren geborgen werden. Skelettreste von Fellnashörnern wurden im Mittelalter häufig Drachen zugeschrieben. So diente beispielsweise ein 1335 bei Klagenfurt in Österreich entdeckter Schädel eines Fellnashorns 1590 als Vorbild für den Drachenkopf des Lindwurmbrunnens in Klagenfurt.
Als größter Hirsch gilt der bis zu 2,50 Meter lange Europäische Riesenhirsch (Megaloceros), der vor etwa 120000 Jahren in Europa und Asien weit verbreitet war. Dieses Tier trug ein Geweih mit einer Spannweite bis zu 3,70 Meter und einem Gewicht von mehr als 1 Zentner, was etwa einem Drittel seines Gesamtgewichtes entsprach.
Der größte Löwe war der Amerikanische Höhlenlöwe (Panthera leo atrox), der gegen Ende des Eiszeitalters vor mehr als 12000 Jahren in Kalifornien jagte. Diese Raubkatze maß vom Kopf bis zur Schwanzspitze maximal 3,60 Meter. Davon entfielen etwa 2,40 Meter auf den Körper und 1,20 Meter auf den Schwanz. Zum Vergleich: die größten in der Zeit von 1700 bis heute erlegten Löwen aus Südafrika (Kapland) erreichten nur eine Gesamtlänge von 3,25 Meter und in Ostafrika von 3,33 Meter. Die Amerikanischen Höhlenlöwen hatten gegenüber normalen Löwen einen um einen halben Meter längeren Körper. Skelettreste von dieser gewaltigen Raubkatze wurden vor allem in der Gegend von Los Angeles geborgen.
Die ältesten Löwenspuren Europas wurden 1992 bei Baggerarbeiten für ein neues Klärwerk an der Emscher bei Bottrop in Nordrhein-Westfalen entdeckt. Die zehn Meter lange Fährte stammt von einem Höhlenlöwen aus der Würm-Eiszeit und entstand vor schätzungsweise 50000 Jahren. Sie wird aus 32 Pfotenabdrücken gebildet und von Pferde- und Wisentspuren gekreuzt.
Die meisten Skelettreste von eiszeitlichen Höhlenbären (Ursus spelaeus) wurden in der Drachenhöhle von Mixnitz in der Steiermark (Österreich) gefunden. Darin barg man Knochen von mehr als 30000 Höhlenbären, die dort im Laufe von Jahrtausenden gestorben waren. Die kräftigen Höhlenbären erreichten in aufgerichtetem Zustand eine Höhe von bis zu 2 Meter. Auch in deutschen Höhlen wurden beachtliche Mengen von Höhlenbärenknochen entdeckt. So hat man beispielsweise in der Petershöhle bei Velden in Mittelfranken (Bayern) die Reste von mindestens 1500 Höhlenbären ausgegraben.
Die kleinsten Elefanten waren die nur 1 Meter Schulterhöhe erreichenden Zwergelefanten auf den Mittelmeerinseln Kreta, Zypern, Malta und Sizilien. Bei ihnen handelt es sich um Nachkömmlinge von Waldelefanten, die sich während kalter Klimaphasen des Eiszeitalters ins Mittelmeergebiet zurückgezogen hatten. Dort wurde ein Teil von ihnen in Warmzeiten durch Ansteigen des Meeresspiegels auf einigen Inseln isoliert und verkümmerte allmählich. Zwergelefanten sind im Frankfurter Senckenberg-Museum zu sehen.
Als größtes Faultier gilt das vor etwa 10000 Jahren in Amerika ausgestorbene Megatherium. Es war größer als ein heutiger Elefant und konnte sich 6 Meter hoch aufrichten, um Blätter von den Bäumen zu fressen.
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