Donnerstag, 20. November 2008
Fischkutter holen Säbelzahnkatzen aus der Nordsee
Rekonstruktion der Säbelzahnkatze Homotherium. Foto: Hans Wildschut
Rotterdam (fossilien-welt) - Der erste Fund einer Säbelzahnkatze aus Nordwest-Europa ist vor der Küste von Ostengland geglückt. Dort holte Anfang August 2008 ein niederländischer Fischkutter ein Fragment von einem mehr als 850.000 Jahre alten Oberarmknochen der Säbelzahnkatze Homotherium crenatidens vom Nordseegrund ans Tageslicht. Dabei handelt es sich vermutlich um den Rest eines männlichen Tieres.
Der sensationelle Fund wurde von den niederländischen Wissenschaftlern Dick Mol und Wilrie van Logchem identifiziert. Mol arbeitet am Natural History Museum Rotterdam und befasst sich mit der fossilen Tierwelt der Nordsee. Van Logchem ist Spezialist für ausgestorbene Katzen.
Paläontologe Dick Mol aus Rotterdam mit Mammutknochen. Foto: Hans Wildschut
Die beiden niederländischen Forscher haben das Oberarmknochen-Fragment aus der Nordsee mit Funden aus der Sammlung der Forschungsstelle für Quartärpaläontologie in Weimar verglichen, die von dem Paläontologen Ralf Dietrich Kahlke geleitet wird. Zur Weimarer Sammlung gehört unter anderem ein beschädigter linker Oberarmknochen der Säbelzahnkatze Homotherium crenatidens von Untermaßfeld bei Meiningen in Thüringen mit einem geologischen Alter von mehr als einer Million Jahren. Untermaßfeld gilt weltweit als eine der bedeutendsten Fundstellen von Fossilien aus dem Eiszeitalter. Von dort kennt man auch die Säbelzahnkatze Megantereon cultridens.
Das Oberarmknochen-Fragment aus der Nordsee stammt nach dem Vergleich mit den Funden aus Weimar eindeutig von der Säbelzahnkatzen-Art Homotherium crenatidens, die in Deutschland auch von Wiesbaden (Mosbach-Sande) und Mauer bei Heidelberg (Mauerer Sande) bekannt ist. Jünger als diese Spezies ist die Säbelzahnkatzen-Art Homotherium latidens.
Die Säbelzahnkatze Homotherium erreichte eine Schulterhöhe von etwa 1,10 Meter, was einem heutigen Löwen entspricht. Ihr Gewicht wird auf etwa 170 bis zu 400 Kilogramm geschätzt. Als Durchschnittsgewicht werden rund 250 Kilogramm genannt.
Lange glaubte man, die Säbelzahnkatzen-Gattung Homotherium sei in Europa bereits im Eiszeitalter vor etwa 500.000 oder 300.000 Jahren ausgestorben. Doch im März 2000 wurde in der Nordsee, die im Eiszeitalter zeitweise Festland („Nordseeland“) gewesen war, ein nur etwa 28.000 Jahre alter Unterkieferast der Säbelzahnkatze Homotherium latidens entdeckt. Dieses südwestlich der Braunen Bank aufgefischte Fossil gilt als jüngster Fund einer Säbelzahnkatze in Europa und Asien.
Funde von Raubkatzen aus der Nordsee sind große Raritäten. Meistens werden in der Nordsee Zähne oder Knochen von Mammuten oder anderer Herdentiere aus dem Eiszeitalter geborgen.
Mit dem aufsehenerregenden Fund des Säbelzahnkatzen-Unterkiefers von 2000 befasst sich das Buch „De Sabeltand Tijger“ von Dick Mol, Wilrie van Logchem, Kees van Hooijdonk und Remie Bakker. Das Buch ist in niederländischer und englischer Sprache erschienen und unter der Internetadresse http://www.drukware.nl/component/page,shop.product_details/flypage,shop.flypage/product_id,6/category_id,4/manufacturer_id,0/option,com_virtuemart/Itemid,20 erhältlich.
Weblinks:
Níederländisch: http://www.sabeltandtijger.eu
Englisch: http://www.sabeltandtijger.eu/shop/catalog/product_info.php?products_id=28&osCsid=3d73c30f1d04189deecf04758c21a5e5