Dienstag, 9. Dezember 2008

Sensationsfund aus Sachsen-Anhalt: Der vielleicht kleinste Primate der Welt

Halle/Saale (fossilien-welt) – Der vielleicht kleinste bekannte Primate der Welt wird im Institut für Geologische Wissenschaften und Geiseltalmuseum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg aufbewahrt. Dieses Tier lebte im oberen Paläozän vor etwa 60 Millionen Jahren in der Gegend von Walbeck in Sachsen-Anhalt. Es war nur wenige Zentimeter groß wie eine jetzige Spitzmaus und wog um acht Gramm. Zur Säugetierordnung der Primaten (Herrentiere) gehören Affen und Menschen.

Der rekordverdächtige Winzling wurde von dem Paläontologen Dr. Gerhard Storch in der Zeitschrift „Naturwissenschaften“ 95(10), 2008 beschrieben. Das Fossil gehört zur Familie Adapisoriculidae innerhalb der archaischen frühen Primaten (Plesiadapiformes). Vor dieser Veröffentlichung hatte man diese Familie zu den Insektenfressern gerechnet.

Der Sensationsfund wurde bereits 1939 von Mitarbeitern des Geologisch-Paläontologischen Instituts in Halle/Saale als Teil einer reichen Säugetierfauna bei Walbeck ausgegraben. Es ist dies die einzige Fossilfundstätte aus dem Paläozän Deutschlands. Die winzigen Skelettelemente waren Dr. Storch bei der Durchsicht von unbearbeitetem Material im Geiseltalmuseum in Halle/Saale aufgefallen. Er untersuchte die bemerkenswerten Funde sorgfältig in den Jahren 2006 und 2007 und erkannte, dass sich dabei um Reste eines winzigen Primaten handelt.

Das kleine Tier war gut an eine kletternde Lebensweise vermutlich im Buschwerk oder dünnen Geäst von Bäumen angepasst. Diese Erkenntnis beruht vor allem auf den Oberarm- und Oberschenkelknöchelchen. Adapisoriculidae kennt man – laut Dr. Storch – aus dem Paläozön und unteren Eozän von Europa und Nordafrika. Dr. Gerhard Storch war früher Leiter der Abteilung für fossile Säugetiere beim Frankfurter Forschungsinstitut Senckenberg, bevor er in den Ruhestand ging.

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Weblink:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Storch