Sonntag, 22. März 2009

Fischkutter ging uralter Vielfraß ins Netz

Vielfrass

Dick Mol misst den Vielfraß-Unterkiefer aus der Nordsee. Foto: Hans Wildschut, Hoofddorp

Rotterdam (fossilien-welt) – Zum ersten Mal ist ein Rest von einem Vielfraß (Gulo gulo) aus dem späten Eiszeitalter vom Grund der Nordsee ans Tageslicht geholt worden. Diese aufsehenerregende Entdeckung gelang dem niederländischen Fischkutter „George Johannes Klazina“, dem das Fossil südwestlich der Braunen Bank ins Netz ging. Dies berichten die niederländischen Experten Dick Mol aus Hoofddorp, Kommer Tanis aus Goedereede und Wilrie van Logchem aus Culemburg in der Rotterdamer Fachzeitschrift „Cranium“.

Bei dem wissenschaftlich wertvollen Fund handelt es sich um eine linke Unterkieferhälfte mit Zähnen von einem Vielfraß. Die sensationelle Entdeckung gelang bereits im November 2006. Danach erfolgte die langwierige wissenschaftliche Untersuchung und Beschreibung. Die Nordsee war während des Eiszeitalters zeitweise Festland gewesen. Auf diesem „Nordseeland“ lebten viele Tiere.

Der Vielfraß-Unterkiefer stammt aus der Übergangszeit zwischen dem späten Eiszeitalter (Spätpleistozän) und der frühen Heutzeit (Frühholozän) vor rund 11.000 Jahren. Dies ergab eine Altersdatierung mit der Radiokarbon-Methode (C14-Methode), die von Professor Dr. Hans van der Plicht am Centrum voor Isotopenonderzoek an der Universität Groningen vorgenommen wurde. Zu dieser Zeit war die Mammutsteppe im Nordseegebiet bereits durch Tundren und Taiga ersetzt.

Laut Online-Lexikon „Wikipedia ist der Vielfraß eine Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae), die im nördlichen Eurasien und in Nordamerika existiert. Sein Name bezieht sich nicht auf die Ernährungsgewohnheiten, sondern wird vom altnordischen Begriff Fjellfräs abgeleitet, der "Gebirgs-(Fjell)-Katze" bedeutet. Weil dieser Name unpassend scheint, wird das Tier oft auch mit seinem skandinavischen Namen Järv betitelt (auch in der Schreibweise Jerf) oder als Bärenmarder bezeichnet.

Der Vielfraß ähnelt in seinem Körperbau den Echten Mardern, wird aber deutlich größer. Er erreicht eine Kopfrumpflänge von 65 bis 105 Zentimetern und eine Schwanzlänge von 17 bis 26 Zentimetern. Mit einem Gewicht von bis zu 32 Kilogramm werden Männchen deutlich schwerer als Weibchen, die bis zu 20 Kilogramm erreichen können.

Die Experten Dick Mol und Wilrie van Logchem gehören zu einem Autorenteam, das 2007 und 2008 einen Prachtband über Säbelzahnkatzen veröffentlichte, der eines der besten Bücher ist, die jemals über solche Raubkatzen veröffentlicht wurden.

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Vielfraß-Unterkiefer aus der Nordsee. Foto: Hans Wildschut, Hoofddorp