Freitag, 1. Mai 2009

Auch in Deutschland lebten Jaguare



Video: "Jaguar vs Crocodile (Caiman)" von "DlMSuM3k" bei Youtube
http://www.youtube.com/watch?v=YVjh02RmMnc

Wiesbaden (fossilien-welt) – Im Eiszeitalter haben in Deutschland auch so genannte Europäische Jaguare (Panthera onca gombaszoegensis) gejagt. Auf diese wenig bekannte Tatsache weist das Taschenbuch „Höhlenlöwen. Raubkatzen im Eiszeitalter“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst hin. Allein in den rund 600.000 Jahre alten Mosbacher Sanden von Wiesbaden in Hessen sind bereits drei Jaguarfunde geglückt. Mosbach war früher ein Dorf zwischen Wiesbaden und Biebrich und wurde später eingemeindet.

Die Mosbacher Jaguarfunde gehören zu den geologisch jüngsten dieser Raubkatze, die schon vor etwa 1,5 Millionen Jahren im Eiszeitalter in Europa vorkam. Vielleicht war der Europäische Jaguar wie der heutige Jaguar „eng ans Wasser“ gebunden und bevorzugte ebenfalls Wald- und Buschgebiete. Panthera onca gombaszoegensis dürfte spätestens in der Mindel-Eiszeit (etwa 480.000 bis 330.000 Jahre) ausgestorben sein. Sein Verschwinden ist wohl durch die Kälte und die Konkurrenz durch Löwen bewirkt worden.

Der Europäische Jaguar wurde früher unter zahlreichen Artnamen beschrieben. Reste dieser Großkatze kamen außer in Mosbach (Hessen) auch an anderen Fundstellen in Deutschland zum Vorschein: Rabenstein bei Waischenfeld und Würzburg-Schalksberg (beide in Bayern) sowie Weimar-Süßenborn und Untermaßfeld bei Meiningen (beide in Thüringen). Zum Fundgut der Bärenhöhle bei Sonnenbühl-Erpfingen (Baden-Württemberg) gehört der Toskanische Jaguar (Panthera onca toscana), der aber vielleicht mit dem Europäischen Jaguar identisch ist.

Jaguarfossilien hat man außer in Deutschland auch in Spanien, Frankreich, Italien, Belgien, den Niederlanden, England, Österreich, Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Georgien und in der Ukraine geborgen. Bei einer Ausgrabung am französischen Fundort Château in Burgund entdeckten die Paläontologen Alain Argant und Jacqueline Argant sogar Teile eines fast kompletten Skelettes mit Schädel von Panthera onca gombaszoegensis.

Alain Argant, Jacqueline Argant, Marcel Jeannet (alle drei aus Frankreich) und Margarita Erbajeva (Russland) haben 2007 in der Publikation „Courier Forschungs-Institut Senckenberg“ zahlreiche Fundorte des Europäischen Jaguars erwähnt:

Frankreich: L’Escale, Château, La Nauterie, Artenac, Vallonnet, Cénac-et-Saint-Julien Grotte XIV, Villereversure, Azé-Aiglons, Marignat
Spanien: Atapuerca Gran Dolina, Huéscar I
Italien: Olivola, Val d’Arno, Perugia
England: Westbury-sub-Mendip
Belgien: Sprimont/Belle-roche
Niederlande: Maasvlakte bei Rotterdam, Nordsee
Deutschland: Mosbach, Würzburg-Schalksberg, Untermaßfeld, Weimar-Süßenborn, Rabenstein bei Waischenfeld
Österreich: Hundsheim
Tschechien: Koneprusy, Stránská Skála, Holsteijn 1/Chlum 6,
Slowakei: Gomsbasek (Gombaszög)
Ungarn: Vérteszölös II, Villány 3, Somssich-hegy 2, Kövesvárad, Uppony 1
Rumänien: Betfia
Bulgarien: Slivnica
Griechenland: Volos, Gerakou 1, Petralona
Georgien: Akhalkalaki
Ukraine: Zimbal

Das Taschenbuch „Höhlenlöwen“ von Ernst Probst befasst sich mit Eiszeitlöwen, Jaguaren, Leoparden, Geparden, Pumas und Säbelzahnkatzen, die allesamt durch Funde in Deutschland nachgewiesen sind. Es ist in rund 100 Online-Buchshops – wie http://www.amazon.de und http://www.libri.de und in jeder guten Buchhandlung erhältlich. Bei www.grin.de ist der Titel als preiswertes E-Book zu haben. Von Ernst Probst erschien kürzlich auch das Taschenbuch „Der Ur-Rhein“.