Freitag, 18. Juni 2010

Lebensweise der Ammoniten entschlüsselt
















Wien / Graz (fossilien-welt) - Einem Team um Alexander Lukeneder und Mathias Harzhauser (Naturhistorisches Museum Wien) sowie Werner Piller und Stefan Müllegger (Karl-Franzens Universität Graz) ist es gelungen, mit Hilfe von modernsten Isotopenmethoden die bis heute unklare Lebensweise und die Entwicklung von Ammoniten, fossilen Tintenfisch-Verwandten, zu entschlüsseln.

Ammoniten zählen zu den bekanntesten fossilen Meerestieren. Vor 400 Millionen Jahren, im Zeitalter des Devon, entstanden die ersten Ammoniten. Ihre Blüte erlebten diese Weichtiere aber erst im Erdmittelalter zwischen 250 bis 65 Millionen Jahren vor heute. Sie selbst wurden von riesigen Meeressauriern wie Mosasaurus oder Plesiosaurus gejagt. Über 350 Millionen Jahre lang beherrschten Ammoniten die Urmeere. Gemeinsam mit einer Vielzahl von anderen Tieren starben sie am Ende des Erdmittelalters aus. Der Meteoriteneinschlag an der Wende von der Kreidezeit zur Erdneuzeit vor rund 65 Millionen Jahren, dem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen, war der letzte vernichtende Schlag und führte zum Aussterben der Ammoniten.

Die Forscher konnten nun erstmals zeigen, dass diese fossilen Verwandten der Tintenfische sich im Laufe ihres Lebens auf verschiedene Wassertiefen spezialisierten und unterschiedliche Lebensräume der Ur-Ozeane bewohnten. In diesem Zusammenhang konnten Migrationen vom Flachwasser ins Tiefwasser und umgekehrt entdeckt werden. Hauptursachen für die verschiedenen Wanderrouten und Entwicklungswege bei Ammoniten sind die sexuelle Reife und die Reproduktions-Zyklen mit einhergehender Nahrungsumstellung.

Die Wissenschafter analysierten die Sauerstoff- und Kohlenstoff-Isotope der Ammonitenschalen. Diese wachsen während des gesamten Lebenszyklus eines Tieres und zeichnen dabei die vorherrschenden Isotopen-Verhältnisse des Meerwassers auf. Dadurch kann man auf Meerestemperaturen und Nahrungsangebot schließen.

Da der Schalenaragonit meistens im Laufe der Jahrmillionen in Calcit umwandelt wird und die Isotopensignaturen dabei verloren gehen, sind derart alte Aragonitschalen aus dem Zeitalter der Dinosaurier eine große Seltenheit.

Die Ergebnisse wurden in der neuesten Ausgabe des international bedeutenden Journals Earth and Planetary Science Letters (EPSL, Elsevier) veröffentlicht.