Sonntag, 25. Januar 2009
Rheinhessen war ein Paradies für Elefanten
Wiesbaden (fossilien-welt) – Vor etwa zehn Millionen Jahren lebten in Deutschland mehr Elefantenarten als heute in Afrika und Asien zusammen. Damals gab es in Deutschland insgesamt fünf Elefantenarten, während gegenwärtig in Afrika nur noch zwei Spezies und in Asien sogar nur noch eine Art existieren. Nachzulesen ist dies in dem Taschenbuch „Der Ur-Rhein. Rheinhessen vor zehn Millionen Jahren“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst.
Der größte und bekannteste Elefant am Ur-Rhein in Rheinhessen war Deinotherium giganteum („Riesiges Schreckenstier“) mit einer Schulterhöhe bis zu etwa 3,60 Metern. Im Gegensatz zu anderen Elefanten trug dieses Rüsseltier zwei nach unten gekrümmte Stoßzähne im Unterkiefer. Deinotherium giganteum wird auch Hauer-Elefant oder Rhein-Elefant genannt.
Weil in den Ablagerungen des Ur-Rheins häufig Zähne und Knochenreste von Deinotherium giganteum gefunden wurden, nannte man diese Dinotheriensande. Aus den Dinotheriensanden kamen aber auch Reste anderer Elefanten sowie von Nashörnern (teilweise ohne Horn), krallenfüßigen „Huftieren“, Tapiren, dreizehigen Ur-Pferden, kleinwüchsigen Hirschen, Wald-Antilopen, Schweinen, Bärenhunden mit Merkmalen von Bären und Hunden, Katzenbären, Insektenfressern, Hyänen, Säbelzahnkatzen und sogar von Menschenaffen zum Vorschein.
Über diese exotische Tierwelt informiert das Dinotherium-Museum in Eppelsheim (Kreis Alzey-Worms) in Rheinhessen, das der Idee und Initiative des dortigen früheren Bürgermeisters Heiner Roos zu verdanken ist. Das Taschenbuch ist Heiner Roos und dem dem Darmstädter Paläontologen Johann Jakob Kaup (1803-1873) gewidmet, der sich um die Erforschung der Dinotheriensande in Rheinhessen verdient gemacht hat.
Der Ur-Rhein hatte vor rund zehn Millionen Jahren einen ganz anderen Lauf als heute und war viel kürzer als der jetzige Rhein. Er floss nicht durch die Gegend von Oppenheim, Nierstein, Nackenheim, Mainz, Wiesbaden und Ingelheim, sondern ungefähr 20 Kilometer westlich davon über die Gegend von Alzey zur Binger Pforte. Die bekanntesten Fundorte mit Ablagerungen des Ur-Rheins sind Eppelsheim, Gau-Weinheim und der Wissberg bei Gau-Weinheim.
In die Geschichte der Paläontologie ging der 1835 bei Eppelsheim entdeckte Oberschädel des „Riesigen Schreckenstieres“ (Deinotherium giganteum) ein, das von damaligen Gelehrten oft verkannt wurde. Man hielt das Deinotherium beispielsweise für ein Riesenschuppentier, einen Riesentapir und eine Riesenseekuh, bevor seine wahre Natur als Rüsseltier erkannt wurde.
Der Originalfund des Oberschädelfundes von Deinotherium giganteum befindet sich im Naturhistorischen Museum London. Abgüsse davon sind unter anderem in Museen in Basel, Frankfurt am Main, Darmstadt, Mainz und in Eppelsheim zu bewundern.
Weltbekannt ist auch ein rund 28 Zentimeter langer Oberschenkelknochen aus der Gegend von Eppelsheim. Dieses Fossil gilt weltweit als historisch erster Fund eines Menschenaffen und wird der Art Paidopithex rhenanus zugerechnet. Noch heute streiten Experten in aller Welt über diesen wissenschaftlich wertvollen Fund und deuten ihn sehr unterschiedlich.
Das Taschenbuch „Der Ur-Rhein“ ist reich mit Fotos und Zeichnungen bebildert. Eine besondere Augenweide sind ein Gemälde und 21 Zeichnungen von Tieren aus der Zeit vor rund zehn Millionen Jahren. Diese Abbildungen wurden von dem akademischen Maler Pavel Major aus Prag im Auftrag der Gemeinde Eppelsheim und des Fördervereins Dinotherium-Museum e.V. Eppelsheim angefertigt und gehören zu den Attraktionen im sehenswerten Dinotherium-Museum in Eppelsheim.
Zum Gelingen des Taschenbuches haben Heiner Roos, der Förderverein Dinotherium-Museum e.V. Eppelsheim, die Gemeinde Eppelsheim, Dr. Jens Lorenz Franzen, Dr. Gerhard Storch, Dr. Jens Sommer, Dr. Frank Holzförster, Professor Dr. Wolfgang Schirmer, Dr. Winfried Kuhn, Dr. Ursula Bettina Göhlich, Mag. Thomas Bence Viola, Dr. Oliver Sandrock, Dr. Thomas Keller und Thomas Engel maßgeblich beigetragen.
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